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10. Mai 2023

Verkehrswende in Deutschland: Was das bedeutet und wie du dazu beitragen kannst 

Wie sieht der Weg zu einer sozial gerechten und umweltverträglichen Mobilität aus? 

Die Evolution der Mobilität ist eine der größten Errungenschaften der Menschheit, aber auch gleichzeitig eine ihrer größten Lasten. Der Traum vom Individualverkehr hat sich mit neuen Erkenntnissen aus den Umweltwissenschaften immer mehr zum Albtraum für zukünftige Generationen entwickelt. In diesem Artikel erklären wir dir, wie unser Verkehrssystem von heute unsere Lebensqualität beeinträchtigt, welche Rädchen in der Politik gedreht werden müssen, um diese Situation zu verbessern und wie du schon heute zur Verkehrswende in Deutschland beitragen kannst. 

Unser Verkehrssystem heute: umweltschädlich, ineffizient und ungerecht 

Bei einer Studie des statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2020 gaben 40 % der Befragten an, für Strecken unter 5 Kilometern normalerweise das Auto zu nutzen. Für Strecken von 5 bis unter 10 Kilometern lag der Anteil der Pkw-Fahrenden mit 69 % noch deutlich höher. Was bedeutet Individualverkehr für uns? Freiheit, Unabhängigkeit und Selbstbestimmtheit. Aber auch: Erhebliche Klimaschäden, ungerechte Teilhabe und Einbußen von Gesundheit und Lebensqualität. 17,8 Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen stammen aus dem Verkehrssektor – der einzige Bereich in dem die Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 1990 nicht zurückgegangen, sondern sogar noch gestiegen sind. Behält Deutschland diesen Trend bei, ist ein Beitrag zum Pariser Klimaschutzabkommen und damit die Bemühung, die Erderhitzung auf 1,5 Grad Celsius einzugrenzen, nicht möglich.  

Gleichzeitig haben gerade Bewohner*innen von Deutschlands Städten mit den primären Folgen unserer Mobilitätsmentalität zu kämpfen: Die Luftqualität ist in vielen Städten mittlerweile so schlecht, dass die EU-weit festgelegten Emissionsgrenzwerte beispielsweise bei Stickstoffdioxid deutlich überschritten werden. Die erhöhten Werte verursachen ernste Gesundheitsprobleme. Allein durch die Luftverschmutzung des Straßenverkehrs in Deutschland werden jährlich 11.000 Todesfälle verursacht, die potenziell vermieden werden könnten. Diese Zahl ist 3,5-mal so hoch wie die Zahl der Todesopfer durch Unfälle. Dazu kommt die andauernde Belastung von Umgebungslärm, der besonders bei Kindern weitreichende Folgen haben kann und der Platz, den der Individualverkehr gerade in dichter besiedelten Orten einnimmt. Straßen, Parkplätze und Parkhäuser statt Grünflächen, Erholungsgebiete und genug Platz für Fuß- und Radverkehr schränken nicht nur die Lebensqualität erheblich ein, sondern machen das Auto gezwungenermaßen alternativlos zum sichersten Fortbewegungsmittel. 

Aber warum bedarf es auch aus sozialen Gründen einer Verkehrswende?

In dem System, in dem wir uns heute bewegen, ist gleichberechtigte Teilhabe nicht sichergestellt. Menschen mit niedrigen Einkommen sind tendenziell stärker von verkehrsbedingten Luftschadstoffen und Lärm betroffen als sozial besser Gestellte. Menschen, für die Fußverkehr eine wichtige Rolle spielt, sind in unseren vom Auto dominierten Städten benachteiligt. Die spezifischen Umweltkosten des Autoverkehrs werden außerdem zu einem erheblichen Teil nicht von den Verursachenden getragen, sondern auf die Gesellschaft abgewälzt. Die Preise im öffentlichen Personennahverkehr sind in den vergangenen Jahren doppelt so stark gestiegen wie die Kosten für Kauf und Unterhaltung von Kraftfahrzeugen, was Menschen benachteiligt, die aus unterschiedlichsten Gründen kein Auto besitzen können. Dienstwagenprivileg, Entfernungspauschale und Energiesteuervergünstigung für Dieselkraftstoff haben negative Verteilungswirkungen und bieten nicht genug ökonomische Anreize auf umweltfreundlichere Alternativen umzusteigen.  

Die Liste, die zeigt, wie profitorientiert unser Verkehrssystem heutzutage ist, ist lang. Beispielsweise setzen Autohersteller extra den sogenannten „bösen Blick“ bei Autos ein, damit Käufer*innen sich mit dem Auto auf der Straße überlegen fühlen und wollen so zum Kauf animieren. Ein eigenes Auto ist in unserer Gesellschaft ein Statussymbol und nicht nur ein Fortbewegungsmittel. Doch, wenn wir eine Zukunft wollen, die generationengerecht, umweltgerecht und lebenswert ist, müssen wir umdenken und mit der Verkehrswende unsere Mobilitätsmentalität umkrempeln. 

Was ist der Plan für die „Mobilität von morgen“? 

Die festgefahrenen Strukturen des Mobilitätssektors machen ein Eingreifen der Politik in die Verkehrsevolution unabdingbar. Doch welche Ansätze gibt es überhaupt und wie können sie am besten umgesetzt werden? 

  • Der Verkehr wird dekarbonisiert: Ein großer Teil der Verkehrswende ist die Umstellung auf erneuerbare Energien zur Versorgung des Verkehrs. Elektrofahrzeuge und Fahrzeuge, die mit Wasserstoff fahren, sind letztendlich am klimafreundlichsten, wenn der Strom, der (bei Wasserstoff für seine Herstellung) verbraucht wird, auch klimafreundlich gewonnen wird. Damit diese Umstellung gelingt, darf sich der Besitz und Gebrauch eines normalen Verbrenners nicht mehr lohnen und es müssen Anreize für Verbraucher*innen geschaffen werden, auf erneuerbare Energien umzusteigen.  
  • Effizienz und Innovationen werden mehr gefördert: Gerade in der Verkehrsbranche hat sich gezeigt, dass sich Altes nicht immer unbedingt gut bewährt. Und dabei gibt es so viele neue und innovative Möglichkeiten, den Verkehr klimafreundlicher und sozialverträglicher zu gestalten! Es ist strategisch gut, so früh wie möglich in innovative und zukunftsfähige Lösungswege zu investieren, damit der Umstieg schneller und reibungsloser funktioniert. Dafür müssen Gelder entsprechend umverteilt werden und Möglichkeiten geschaffen werden, neuen Ideen Raum zu schaffen. Schon lange gibt es verbrauchsarme Fahrzeuge, das Carsharing-Prinzip, nützliche Apps und die Möglichkeit von Videokonferenzen, die den Verkehr entlasten – sie werden nur nicht genug gefördert. Das sollte in der Zukunft anders aussehen. 
  • Klimaschutz wird bezahlbar für Alle: Damit die Verkehrswende funktioniert, muss der Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr oder andere umweltverträgliche Alternativen machbar für alle Teile unserer Gesellschaft sein. Dazu gehört eine klimafreundliche und sozialverträgliche Gestaltung von unserem Steuer- und Abgabensystem mit einem Ausgleich von negativen Verteilungswirkungen (bspw. könnte eine Rückverteilung der Einnahmen aus einer Erhöhung der Energiesteuer oder einer CO2-Bepreisung über eine Klimaprämie kombiniert werden mit einer Entlastung bei den Strompreisen) und eine bessere Regulierung der Preise für den öffentlichen Nahverkehr. 
  • Klimafreundliche Alternativen werden auch zur attraktiveren Möglichkeit: Wenn die Wende klappen soll, muss der öffentliche Verkehr und auch der fuß- und Radverkehr ausgebaut und attraktiver gemacht werden. Vielfalt und Qualität des Angebots, eine tragfähige Infrastruktur, kurze Taktung, hohe Geschwindigkeit und niedrige Kosten im Nahverkehr sind dafür entscheidend. Zudem müssen Maßnahmen in der Stadtentwicklung greifen, die das Auto nicht mehr bevorteilen. Mehr und breitere Rad- und Fußwege und weniger Parkplätze. Der Platz könnte dann für Erholungsflächen oder dringend benötigten Wohnraum genutzt werden. 

Wie kannst du selbst zur Verkehrswende beitragen? 

Natürlich ist die Tragweite individueller Entscheidungen wesentlich geringer als die von politischen Beschlüssen, dennoch kannst du die Verkehrslandschaft mit deinem Handeln nachhaltig beeinflussen.  

  • Weniger ist mal wieder mehr: Jeden Tag, den du dein Auto stehen lässt und stattdessen das Fahrrad, Carsharing-Angebote oder den öffentlichen Nahverkehr nutzt, wird weniger CO2 und Feinstaub in die Atmosphäre gepumpt, sinkt das Unfallrisiko auf den Straßen, schaffst du mehr Platz für Fahrradfahrer*innen oder Menschen, die wirklich auf das Auto angewiesen sind.  
  • Umsteigen auf Elektromobilität: Wenn du aus verschiedenen Gründen nicht auf ein eigenes Auto verzichten kannst, hast du die Möglichkeit durch den Umstieg auf Elektromobilität deinen Teil zur Verkehrs- und Antriebswende beizutragen. Damit sparst du nicht nur Treibhausgase ein, sondern hast auch Einfluss auf den Wandel bestehender Infrastrukturen im Energie- und Verkehrssektor. Wenn du dann noch zusammen mit fairnergy deine THG-Quote beispielsweise an die deutsche Umwelthilfe (mit Link?) spendest, erhöhst du nochmal deinen Einfluss auf die Verkehrslandschaft! 
  • Halte dich auf dem neuesten Stand: Damit du keine politischen Beschlüsse oder Ereignisse verpasst, die eventuell ein Handeln erforderlich machen, informiere dich regelmäßig zum Thema Verkehrswende. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat eigens angelegte Seiten, auf denen du alle Informationen gebündelt einsehen kannst, um dich auf dem neuesten Stand zu halten: 
    Alles zur Verkehrswende in der Tagesschau: https://www.tagesschau.de/thema/verkehrswende/  
    Alles zur Verkehrswende im Zweiten: https://www.zdf.de/nachrichten/thema/verkehrswende-100.html  

Engagier dich: Du möchtest mehr tun? Dann engagier dich auf politischer Ebene! Wenn es keine Bürger*inneninitiativen in der Stadt gibt, ist das Internet eine gute Möglichkeit, sich zu vernetzen und politisch aktiv zu werden. Schau beispielsweise einmal beim VCD-Verkehrsclub Deutschland vorbei. Dort findest du Informationen zu Ortsgruppen, Aktionstagen und Möglichkeiten auch online durch eine Mitgliedschaft oder Spende aktiv zu werden. 

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